Bruttoregionalprodukt und Bruttowertschöpfung in Österreich
(Quelle: Statistik Austria)
Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen stellen Daten für wirtschaftliche Vergleiche der österreichischen Regionen untereinander zur Verfügung.
Die Bruttowertschöpfung ist der Gesamtwert der im Produktionsprozess von gebietsansässigen Einheiten erzeugten Waren und Dienstleistungen ohne Vorleistungen (das sind die im Produktionsprozess verbrauchten, verarbeiteten oder umgewandelten Waren und Dienstleistungen).
Eines der wichtigsten Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Bruttoregionalprodukt (BRP) ist seine regionale Entsprechung. Das BRP ergibt sich aus den regionalen Bruttowertschöpfungen, in-dem das nationale BIP gemäß EU-Vorgaben anhand der regionalen Wertschöpfung auf die einzelnen Regionen aufgeteilt wird und beschreibt den in einem bestimmten Zeitraum von den in einer Region ansässigen produzierenden Einheiten im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit zusätzlich geschaffenen Wert.
Um das BRP unterschiedlich großer Regionen miteinander vergleichbar zu machen, wird es durch die Zahl der EinwohnerInnen (Wohnbevölkerung) dividiert. Bei der Betrachtung des Indikators „BRP je EinwohnerIn“ müssen jedoch Effekte der Pendelwanderung beachtet werden. So trägt beispielsweise eine Arbeitnehmerin aus der Steiermark, die in Wien beschäftigt ist, mit ihrer Arbeitsleistung zum Wiener BRP bei, zählt jedoch zur steirischen Wohnbevölkerung.
Österreichs Wirtschaft 2013
Nach dem Konjunktureinbruch des Jahres 2009 erholte sich die österreichische Wirtschaft im Jahr 2010 von den Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise etwas, seit Sommer 2011 lässt die gesamtwirtschaftliche Dynamik jedoch nach.
Die österreichische Wirtschaft wuchs im Jahr 2013 nach Berechnungen der Statistik Austria real (Das reale BIP wird verwendet, um das BIP unabhängig von Veränderungen der Preise betrachten zu können. Alle Waren und Dienstleistungen werden zu den Preisen eines Basisjahres (Referenzjahr: 2005) bewertet (BIP zu konstanten Preisen) um 0,2%. Das Wachstum verlor damit weiter an Dynamik (2012: +0,9%), die Dämpfung der Konjunktur 2013 war auch im internationalen Umfeld deutlich zu beobachten. Die Europäische Union insgesamt verzeichnete nach bisher vorliegenden Ergebnissen nur ein leichtes reales Wachstum von 0,1%, im Euroraum war die reale Wirtschaftsentwicklung sogar leicht rückläufig (-0,4%). Die deutsche Wirtschaft (+0,1%) entwickelte sich 2013 ähnlich wie die österreichische (Quellen: Destatis.de; Eurostat Datenbank, September 2014).
Bruttoregionalprodukt (BRP) absolut und je EinwohnerIn (BRP/EW)
Nach dem Krisenjahr 2009 kam es in den Jahren 2010 bis 2012 in allen Bundesländern zu positiven – aber regional unterschiedlichen – Entwicklungen. Die Bundesländer verzeichneten 2012 gegenüber dem Vorjahr Wachstumsraten des BRP zwischen 1,3% (Kärnten) und 5,5% (Burgenland). Über dem österreichweiten Vergleichswert von 2,8% lagen Tirol (4,5%), Salzburg (3,8%) und die Steiermark (3,3%), Niederösterreich erreichte (2,8%). Etwas geringere Wachstumsraten verzeichneten Oberösterreich (2,7%), Vorarlberg (2,2%) und Wien (1,8%).
Das BRP je EinwohnerIn ermöglicht einen Vergleich der Wirtschaftskraft der Bundesländer bzw. der NUTS-3-Regionen. Im Jahr 2012 lag Wien mit 47.300 Euro/EW mit deutlichem Abstand an der Spitze, gefolgt von Salzburg (44.500 Euro/EW) und Tirol (39.400 Euro/EW). Auch Vorarlberg mit 38.900 Euro/EW und Oberösterreich mit 38.000 Euro/EW lagen über dem Österreichschnitt (37.600 Euro/EW, 142% des EU28-Vergleichswertes). Danach folgten – mit deutlichem Rückstand – die Steiermark, Kärnten und Niederösterreich mit Werten zwischen 30.800 Euro/EW und 33.600 Euro/EW. Das Schlusslicht bildete das Burgenland mit 25.600 Euro/EW (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1:
Bruttoregionalprodukt (BRP) 2010-2012 nach Bundesländern

Auf Ebene der österreichischen NUTS-3-Regionen zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. An der Spitze lagen 2012 die Regionen Salzburg und Umgebung sowie Linz-Wels mit einem BRP/EW von 131% bzw. 129% des österreichischen Vergleichswertes (37.600 Euro/EW), gefolgt von der Bundeshauptstadt Wien (126%) und den Regionen Graz (118%), Bludenz-Bregenzer Wald (115%), Wiener Umland/Südteil (115%) und Außerfern, das beim BRP/EW 114% des nationalen Wertes erreicht.
Speziell die Grenzregionen zählen zu den wirtschaftsschwächsten Regionen Österreichs, ihr BRP/EW erreicht in den meisten Fällen kaum mehr als 70% des nationalen Vergleichswertes, lediglich Grenzregionen, die in einer funktionalen Beziehung zum jeweiligen Zentralraum stehen, liegen etwas höher. So wurden beispielsweise im Jahr 2012 für die NUTS-3-Regionen Weinviertel , Mittelburgenland, Südburgenland und Mühlviertel Werte für das BRP/EW zwischen 51% und 61% ausgewiesen, in den Regionen West- und Südsteiermark, Oberkärnten, Waldviertel und Oststeiermark waren es jeweils 66% bis 70%.
Betrachtet man das 3-Jahres-Mittel 2010-2012, so zeigen sich keine wesentlichen Unterschiede hinsichtlich der regionalen Disparitäten.
Bruttowertschöpfung (BWS)
Das BRP bezieht sich auf den Arbeitsort, die beim BRP/EW dazu in Relation gesetzte Zahl der EinwohnerInnen ist auf den Wohnort bezogen, d.h. dass regionsüberschreitende PendlerInnenströme unberücksichtigt bleiben. Ergänzend gibt der Indikator „BWS je erwerbstätiger Person” (BWS/Job) wieder, wie viel an den Arbeitsstätten je Region von den jeweiligen Arbeitskräften erwirtschaftet wird. Der Österreich-Wert lag hier im Jahresmittel 2010-2012 bei rund 62.400 Euro/Job.
Die österreichische Wirtschaftsstruktur zeigt sich regional sehr differenziert. In den städtischen Ballungsräumen dominiert der Dienstleistungsbereich, hohe Anteile an Arbeitsplätzen im sekundären Sektor finden sich immer noch in den traditionellen In-dustrieregionen Oberösterreichs, in der Obersteiermark, im Großraum Graz, im südlichen Niederösterreich sowie im Rheintal in Vorarlberg. Speziell im Westen und Süden Österreichs und in einzelnen Regionen in den anderen Bundesländern dominiert der Tourismus die regionalen Strukturen und Entwicklungen. Die BWS nach Wirtschaftssektoren gibt Auskunft darüber, welchen Beitrag die einzelnen Wirtschaftssektoren zur Gesamtwertschöpfung leisten.
Bei der BWS/Job im 3-Jahresmittel 2010-2012 lag Wien mit 115% des österreichischen Vergleichswertes deutlich voran, gefolgt von Vorarlberg (106%) und Salzburg (103%). Alle anderen Bundesländer lagen unter dem Österreichwert, das Schlusslicht bildete das Burgenland mit 83% (siehe Tabelle 2).
Tabelle 2:
Bruttowertschöpfung je erwerbstätiger Person und nach Wirtschaftssektoren im 3-Jahres-Mittel 2010-2012 nach Bundesländern

Auf Ebene der NUTS-3-Regionen zeigen sich auch bei Betrachtung der BWS je erwerbstätiger Person deutliche regionale Unterschiede. An der Spitze lagen im 3-Jahres-Mittel 2010-2012 die Regionen Wien (115% des österreichischen Vergleichs-wertes), Bludenz-Bregenzer Wald (114%), Wiener Umland/Südteil (113%), Salzburg und Umgebung (109%), Steyr-Kirchdorf (108%) und Außerfern (106%) und damit durchwegs wirtschaftsstarke dienstleistungs- oder industrieorientierte Regionen.
Am Ende der Skala finden sich zahlreiche Grenzregionen. Die BWS/Job erreicht in den NUTS-3-Regionen Osttirol, Waldviertel, Mittelburgenland, Oststeiermark und Südburgenland weniger als 80% des österreichischen Vergleichswertes.