ÖV-Güteklassen 2016
(Quellen: Statistik Austria: Statistik des Bevölkerungsstandes; AustriaTech, Helmut Hiess: ÖV-Güteklassen)
Die vorliegenden Karten und Diagramme wurden auf Basis des Modells zu den ÖV-Güteklassen erstellt. Hintergrund und Aufbau können im Exposé „ÖV-Güteklassen 2016 – technische Beschreibung“ sowie dem Abschlussbericht „Entwicklung eines Umsetzungskonzeptes für österreichweite ÖV-Güteklassen“ nachgelesen werden.
Die ÖV-Güteklassen stellen ein System von klassifizierten Haltestellen dar, deren Einzugsbereiche mit der Bevölkerung im Raum verschnitten wurden. So lässt sich feststellen, wie viele EinwohnerInnen mit öffentlichem Verkehr unterschiedlicher Qualitäten erschlossen sind. Das ÖV-Güteklassensystem berücksichtigt jedoch nur den fußläufigen Einzugsbereich von Haltestellen. Bike & Ride, Park & Ride Mikro ÖV-Systeme und Anrufsammeltaxis werden nicht abgebildet. Diese Aspekte sind in der Beurteilung der Daten zu berücksichtigen; ebenso wie die Unschärfen, die durch die Zuteilung der ÖV-Güteklassen auf die Rasterzellen einerseits sowie die Zuordnung der Rasterzellen auf die Gemeinden andererseits auftreten können (siehe technische Erklärung der ÖV-Güteklassen).
Als Stichtag für den ÖV-Fahrplan wurde mit 11.05.2016 (Mittwoch) ein normaler Werktag mit Schule außerhalb touristischer Saisonen gewählt.
Österreichweit stellt sich die Versorgung der Bevölkerung mit dem ÖV-Angebot folgendermaßen dar:
Abb. 1: Bevölkerung in den ÖV-Güteklassen an Werktagen mit Schule

Quelle: Statistik Austria - Bevölkerungsstatistik, ÖV-Güteklassen; Berechnung AustriaTech
Etwa 15,5% der Bevölkerung liegen außerhalb einer ÖV-Güteklasse an einem Werktag mit Schule (ca. 20,5% sind es an einem Werktag ohne Schule).
Die Darstellung des Erschließungsgrades der Bevölkerung mit öffentlichem Verkehr erfolgt durch das Stufensystem der ÖV-Güteklassen, welches unterschiedliche Qualitäten im öffentlichen Verkehr widerspiegelt. Die einzelnen Güteklassen sind in Beziehung mit der jeweiligen räumlichen Konfiguration zu verstehen. So beschreibt die Güteklasse A eine höchstrangige ÖV-Erschließung in einem städtischen Raum, die Güteklasse C eine sehr gute Erschließung in einem städtisch/ländlichen Übergangsbereich, der im Sinne einer ÖV-Achse oder eines ÖV-Knotens zu verstehen ist, die Güteklasse E eine sehr gute Basiserschließung im ländlichen Raum und die Güteklasse G eine Basiserschließung im ländlichen Raum. In den Karten werden kumulierte Daten gezeigt, d.h. die Werte beschreiben die Anteile der Bevölkerung in der jeweiligen ÖV-Güteklasse inklusive aller darüber liegenden und können daher als Mindesterschließungen verstanden werden.
Regionale Erschließung nach ÖV-Güteklassen
Betrachtet man die Ergebnisse der Aufteilung der Bevölkerung auf die ÖV-Güteklassen auf Bundesländerebene ergibt sich folgendes Bild:
In der Steiermark und in Kärnten wohnen jeweils mehr als ein Viertel der Bevölkerung außerhalb von ÖV-Güteklassen; in Wien (0%), Vorarlberg (4%), Tirol (12%) und Salzburg (13%) liegt nur ein geringer Teil der Bevölkerung nicht innerhalb der ÖV-Güteklassen. Nach der Bundeshauptstadt Wien ist Vorarlberg das besterschlossenste Bundesland. Es weist Anteile in den höherrangigen Güteklassen der städtischen Regionen auf wie kein anderes Bundesland - fast die Hälfte der Bevölkerung Vorarlbergs lebt im Einzugsbereich von Haltestellen mit ÖV-Güteklassen A bis C. In Salzburg und Tirol ist es etwa ein Drittel der Bevölkerung. Die geringsten Anteile an Bevölkerung in ÖV-Güteklassen A bis C weisen die Bundesländer Burgenland (5%), Kärnten (12%) und Niederösterreich (14%) auf.
Abb. 2: Bevölkerung in den ÖV-Güteklassen nach Bundesländern an Werktagen mit Schule

Quelle: Statistik Austria - Bevölkerungsstatistik, ÖV-Güteklassen; Berechnung AustriaTech
52,6% der Bevölkerung Wiens sind mit der höchsten ÖV-Güteklasse A erschlossen, was in Österreich den höchsten Wert darstellt. In den Städten Linz (31,2%) und Salzburg (25,4%) liegen mehr als ein Viertel der Bevölkerung in dieser höchsten ÖV-Güteklasse, in Graz knapp ein Fünftel. Im Vergleich der Landeshauptstädte finden sich die geringsten Anteile mit weniger als 5% in Eisenstadt, Klagenfurt und St. Pölten. Zieht man die auf rein städtischen Rahmenbedingungen beruhenden ÖV-Güteklassen A und B als Betrachtungsmaßstab heran, so zeigt sich, dass nur zwischen 10% und 20% der BewohnerInnen der drei Städte Eisenstadt, Klagenfurt und St. Pölten in diesen beiden ÖV-Güteklassen liegen. Dies ist zum Teil auch auf die großzügige administrative Abgrenzung der Stadtgebiete zurückzuführen. Am anderen Ende der Skala liegt die Bundeshauptstadt Wien, in der über 85% der Bevölkerung in A oder B liegen, in den anderen fünf Landeshauptstädten sind es zwischen 50% und 70%.
Anteile von 10 bis 20% an BewohnerInnen in der ÖV-Güteklasse A weisen vornehmlich Gemeinden aus Vorarlberg und Tirol auf sowie die Salzburger Gemeinden Bischofshofen und Zell am See und die niederösterreichischen Gemeinden Grimmenstein, Baden und Neulengbach. Die burgenländische Gemeinde Bruckneudorf stellt mit 20,5% eine Besonderheit dar. Die meisten der knapp 3.000 Bewohner leben in nächster Nähe des Bahnhofes, den sich die Gemeinde mit der niederösterreichischen Gemeinde Bruck an der Leitha teilt.
Mehr als ein Drittel der Bevölkerung Österreichs hat mindestens Zugang zu öffentlichem Verkehr der ÖV-Güteklasse C. In den Landeshauptstädten Wien, Innsbruck, Salzburg, Bregenz, Linz und Graz sowie den Tiroler Gemeinden Rum und Matrei am Brenner und der Vorarlberger Gemeinde Schwarzach sind es mehr als 80%. Weitere gut angebundene Gemeinden befinden sich im Rheintal in Vorarlberg, in Tirol im Inntal - vornehmlich um die Stadt Innsbruck - sowie im Umland von Wien.
Gemeinden mit einem hohen Anteil an mindestens sehr guter Basiserschließung (mindestens ÖV-Güteklasse E) befinden sich den Zentralräumen des Landes. Abseits der größeren Städte sind auch viele Bezirkshauptorte und deren Nachbargemeinden gut erschlossen. Die Vorteile von Bündelungseffekten des öffentlichen Verkehrs lassen sich gut in den Talstrukturen der westlichen Bundesländer ablesen.
Rund 84% der österreichischen Bevölkerung hat zumindest eine Basiserschließung mit öffentlichem Verkehr (entspricht der ÖV-Güteklasse G). Die höchsten Anteile an erschlossener Bevölkerung weisen die Gemeinden des Großraums Wien inklusive Südachse bis Wr. Neustadt und ins Nord- und Mittelburgenland sowie nach Krems und ins Weinviertel auf, weiters der steirische Zentralraum um Graz sowie der zentralen, an der Mürz gelegenen Gemeinden der östlichen Obersteiermark, der oberösterreichische Zentralraum, der Salzburger Zentralraum sowie die meisten Gemeinden Tirols und Vorarlberg.
Österreichweit haben etwa 16% der Bevölkerung keinen Zugang zu öffentlichem Verkehr (im Rahmen des ÖV-Güteklassen-Systems). In manchen Gemeinden im Innviertel, dem westlichen und südlichen Niederösterreich, im Südburgenland, der Süd- und Oststeiermark, im Lungau, im Zillertal und im Außerfern wohnt die gesamte Bevölkerung außerhalb des Einzugsgebiets des öffentlichen Verkehrs.
Weiterführende Informationen:
Abschlussbericht „Entwicklung eines Umsetzungskonzeptes für österreichweite ÖV-Güteklassen“ |
ÖREK-Partnerschaft „Plattform Raumordnung und Verkehr“ |