ÖROK-Regionalprognosen 2014 bis 2030: Haushalte
(Quelle: Statistik Austria)
Die „Haushaltsprognose 2014-2030“ ist Teil der ÖROK-Regionalprognosen 2014 bis 2030 und basiert auf der im Jahr 2015 veröffentlichten Bevölkerungsprognose. Die Folgen des demographischen Wandels sind seit Jahren in Österreich erkennbar und werden in den nächsten Jahrzehnten vielfältige Auswirkungen auf die Bevölkerungs- und Sozialstruktur und damit auch auf die Entwicklung der Haushalte haben. Daher wurde bei dieser Haushaltsprognose erstmals neben einer ausschließlich auf den demografischen Komponenten basierende Variante auch eine Trendvariante (Hauptvariante) entworfen, in der rechnerisch auch das mögliche zukünftige Verhalten der Bevölkerung bei der Haushaltsgründung einbezogen wurde.
Beispielhaft führen folgende Faktoren zu einer Veränderung in der Haushaltsgründung und der -zusammensetzung: Gestiegene Ausbildungszeiten sowie höhere Bildungsabschlüsse beeinflussen die Familiengründungsprozesse und damit letztlich auch die Haushaltsstruktur. Jüngere Menschen verbleiben länger im elterlichen Haushalt bzw. leben in dieser Phase allein oder gründen nur zu zweit einen Haushalt. Durch den Auszug des Kindes/der Kinder, aber auch durch Trennungen kommt es zwangsläufig zu einer Haushaltsverkleinerung. Weiters verändert sich mit der wachsenden Zahl an Singles und neuen Formen des Zusammenlebens, z.B. Wohngemeinschaften, die Zusammensetzung der Haushalte.
Hinzuweisen ist darauf, dass mit der Prognose zur Haushaltsentwicklung nicht gleichzeitig die Frage des künftigen Wohnungsbedarfs beantwortet wird oder werden kann. Die Ergebnisse geben aber Hinweise darauf, in welchen Regionen Österreichs etwa mit einer steigenden Zahl von alleinlebenden Personen oder wo tendenziell mit einer Zunahme von Mehrpersonenhaushalten zu rechnen ist oder wie sich die durchschnittliche Haushaltsgröße in den Politischen Bezirken Österreichs entwickeln könnte.
Entwicklung der Privathaushalte bis 2030
Im Jahr 2014 gab es in Österreich 3,76 Millionen Privathaushalte und damit um rund 400.000 mehr als noch im Jahr 2001. Diese Zunahme von 13 % bedeutet, dass die Anzahl der Privathaushalte seit 2001 im Vergleich zum Bevölkerungswachstum nahezu doppelt so stark gestiegen ist. Gerade einmal in drei von insgesamt 122 Prognoseregionen ist die Zahl der Haushalte zwischen 2001 und 2014 zurückgegangen, obwohl es im selben Zeitraum in insgesamt 33 Regionen einen Bevölkerungsrückgang gab. Die im Vergleich zur Steigerung der Bevölkerungszahl größere Zunahme der Anzahl der Haushalte führte somit zu einer weiteren Verkleinerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße in Österreich von 2,38 Personen (2001) auf 2,25 Personen (2014). Lediglich in Wien war das Bevölkerungswachstum stärker als der Anstieg bei der durchschnittlichen Haushaltsgröße, allerdings von einem insgesamt niedrigen Niveau aus (2014 - 2,07 Personen).
Als Ergebnis der vorliegenden Hauptvariante der Haushaltsprognose wird österreichweit die Zahl der Privathaushalte auch in Zukunft weiterhin ansteigen. Ausgehend von den 3,76 Mio. Haushalten im Basisjahr 2014 nimmt sie bis zum Jahr 2020 um 5,7% auf 3,94 Mio. zu, bis 2025 um 9,4% auf 4,08 Mio. und bis 2030 schließlich um 12,4% auf 4,19 Mio. Verantwortlich dafür sind zu einem überwiegenden Teil die demografischen Komponenten: 81,6% des langfristigen Zuwachses bis 2030 oder 464.000 Einheiten gehen auf diese zurück, nur ein knappes Fünftel bzw. 18,4% hingegen auf Veränderungen im Haushaltsbildungsprozess.

Regional differenziert wird die Zahl der Privathaushalte 2030 in 115 der 122 Prognoseregionen größer sein als 2014. Für die vier obersteirischen Bezirke des Mur-Mürz-Tals (Murau, Murtal, Leoben und Bruck-Mürzzuschlag), den Kärntner Bezirk Hermagor sowie die beiden Wiener Gemeindebezirke Innere Stadt und Hietzing ergibt die Trendvariante im Jahr 2030 einen niedrigeren Wert. Der regional stärkste Zuwachs an Haushalten ist mit 24,4% in der Donaustadt (22. Wiener Gemeindebezirk mit dem großen Stadterweiterungsgebiet Seestadt Aspern) zu erwarten.
1. Einpersonenhaushalte
Die Zahl der Einpersonenhaushalte steigt künftig in allen Bundesländern an. Für das gesamte Bundesgebiet ist ein Zuwachs bis 2030 von 17,0% auf 1,60 Mio. zu erwarten. Der schwächste Zuwachs mit 6,2% wird in dieser Kategorie für Wien prognostiziert, der stärkste mit 31,1% für Vorarlberg. Seit der Volkszählung 2001 ist der Anstieg der Einpersonenhaushalte eng mit dem Alterungsprozess der Bevölkerung verknüpft. So steigt die Zahl der Einpersonenhaushalte bis 2030 in der Altersgruppe der 65-79-Jährigen österreichweit um 33,7%, im Alter 80+ um 34,6%. In diesem Sinne wird bei der Konzeption neuer Wohneinheiten bzw. bei der Adaptierung älterer Gebäude künftig besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse älterer Menschen, insbesondere auch jener, die alleine in einem Haushalt leben, gelegt werden müssen.
Langfristig ist der stärkste Zuwachs an Einpersonenhaushalten in den Stadtumlandregionen zu erwarten, während die Landeshauptstädte in der Regel ein deutlich schwächeres Wachstum aufweisen.
2. Zweipersonenhaushalte
Der künftige Zuwachs an Zweipersonenhaushalten fällt mit 20,3% etwas stärker aus als bei den Einpersonenhaushalten. Waren es 2014 noch 1,12 Mio. Haushalte, so werden es im Jahr 2030 1,35 Mio. sein. Auch hier gilt das bereits Erwähnte: Bundesweit ist der Großteil des Anstiegs (71,1%) auf die Bevölkerungsentwicklung zurückzuführen, wobei unter den Zweipersonenhaushalten in Kärnten und in der Steiermark die Trendkomponente etwas stärker als der Bevölkerungskomponente ausgeprägt ist. In der Bundeshauptstadt Wien wird die Bevölkerungskomponente durch das Verhalten in der Haushaltsbildung abgeschwächt. Das langfristig stärkste Wachstum auf Länderebene ist in Vorarlberg mit 31,3% zu erwarten, das schwächste aufgrund der negativen Trendkomponente in der Bundeshauptstadt Wien mit 13,0%.
Regional differenziert zeigt sich wiederum das bekannte Bild: In den Umlandregionen der großen Städte sind künftig die stärksten Zuwächse zu erwarten. In den Städten selbst, die ein starkes Bevölkerungswachstum aufweisen, schwächt die negative Trendkomponente den Anstieg der Zweipersonenhaushalte ab.
3. Dreipersonenhaushalte
In Österreich insgesamt steigt die Zahl der Dreipersonenhaushalte bis 2030 um 3,6% auf 586.000 an, wobei die höchsten Zuwachsraten (+15,5% bis 2030) für Wien prognostiziert werden. Nennenswerte Zuwächse an Dreipersonenhaushalten sind auch noch in Vorarlberg (+8,0%) und in Tirol (+6,7%) zu erwarten. In Kärnten (-6,4%) und in der Steiermark (-2,6%) wird ihre Zahl künftig jedoch sinken, im Wesentlichen als Folge der demographischen Entwicklung.
Neben einzelnen Wiener Bezirken werden besonders starke Zuwächse zudem in den Landeshauptstädten Innsbruck, Graz und Eisenstadt prognostiziert, zu leichten Zuwächsen wird es in den übrigen städtischen Regionen sowie den Stadtumlandbezirken kommen. Vor allem in den ländlich geprägten Regionen wird ihre Entwicklung künftig rückläufig sein. Diese Rückgänge sind im nördlichen Waldviertel sowie in den periphereren Regionen Kärntens und der Steiermark am stärksten.
4. Vierpersonenhaushalte
In der vorliegenden Prognose wird bis zum Jahr 2030 die Zahl der Haushalte mit vier Personen nicht mehr wachsen, ein Rückgang um 1,3% wurde berechnet, was vor allem auf die Verhaltenskomponenten zurückgeführt werden kann.
Auf Länderebene wird die Zahl der Vierpersonenhaushalte nur mehr in der Bundeshauptstadt Wien steigen, nämlich um ein knappes Viertel bzw. 24,1%. Rund drei Viertel dieses Zuwachses sind eine Folge der Bevölkerungsentwicklung, ein knappes Viertel der Gesamtveränderung entfällt auf die Verhaltenskomponente. In allen anderen Bundesländern wird die Zahl der Vierpersonenhaushalte bis 2030 sinken und zwar zwischen -2,9% (Tirol) und -14,9% (Kärnten).
Regional differenziert nimmt die Zahl der Vierpersonenhaushalte in allen 23 Wiener Gemeindebezirken zu. Daneben sind es weitere (Landeshaupt-)Städte wie Linz, Graz, Wiener Neustadt, Innsbruck, Eisenstadt und Salzburg sowie ein paar Stadt-Umland-Regionen, in denen für 2030 mehr Vierpersonenhaushalte als im Jahr 2014 prognostiziert werden.
5. Fünfpersonenhaushalte
Die Zahl der Fünfpersonenhaushalte wird sich bundesweit bis 2030 um 5,1% reduzieren. Ähnlich wie bei den Vierpersonenhaushalten weicht die künftige Entwicklung hier auch in Wien deutlich von jener in den anderen Bundesländern ab, der Prognosewert für die Bundeshauptstadt Wien liegt bei +38,5%.
Abermals sind es auf regionaler Ebene die städtischen Bezirke und einige Regionen in deren Umland, wo die Zahl der Fünfpersonenhaushalte künftig stark steigen wird. In den urbanen Gebieten sind für den Zuwachs an Fünfpersonenhaushalten mit wenigen Ausnahmen sowohl die Bevölkerungs- als auch die Verhaltenskomponente verantwortlich. In den Landeshauptstädten Innsbruck, Graz und Eisenstadt ist die Trendkomponente jedoch leicht negativ. In den ländlichen und peripheren Regionen Österreichs beeinflussen sowohl die Veränderungen in Bevölkerungszahl und Struktur als auch das Verhalten bei der Haushaltsbildung den langfristig prognostizierten Rückgang.
6. Sechs- und Mehrpersonenhaushalte
Auch die Zahl der Haushalte mit sechs oder mehr Personen wird bundesweit bis 2030 um 3,8% von 82.000 (2014) auf 79.000 (2030) sinken. Während in Wien im Prognosezeitraum mit einem Zuwachs der Sechs- und Mehrpersonenhaushalte von 15.000 auf 21.000 oder 42,4% zu rechnen ist, wird in den anderen acht Bundesländern die Zahl der größten Privathaushalte zwischen -26,6% (Kärnten) und -3,3% (Salzburg) sinken.
Zuwächse werden insbesondere in den großen Städten und teilweise auch in ein paar Stadtumlandregionen erwartet, wobei in letzteren Regionen die Zahl der Sechs- und Mehrpersonenhaushalte künftig besonders stark wachsen wird. In einigen Prognoseregionen beträgt der Zuwachs deutlich mehr als 50%; allerdings beruhen diese Werte auf relativ kleinen Absolutzahlen.
Im ÖROK-Atlas werden folgende Karten dargestellt:
- Veränderung der Haushalte 2014-2030 in %: Haushalte gesamt
- Veränderung der Haushalte 2014-2030 in %: Einpersonenhaushalte
- Veränderung der Haushalte 2014-2030 in %: Zweipersonenhaushalte
- Veränderung der Haushalte 2014-2030 in %: Dreipersonenhaushalte
- Veränderung der Haushalte 2014-2030 in %: Vierpersonenhaushalte
- Veränderung der Haushalte 2014-2030 in %: Fünfpersonenhaushalte
- Veränderung der Haushalte 2014-2030 in %: Haushalte mit 6 oder mehr Personen
- Veränderung der durchschnittlichen Haushaltsgröße 2014-2030 in %
Nähere Informationen zu den ÖROK-Regionalprognosen finden Sie auf der ÖROK-Website.