Bodenversiegelung in Österreich 2012 (Basis: Copernicus-Projekt) – Anteil der versiegelten Fläche, versiegelte Fläche pro Kopf in m², Anteil der versiegelten Fläche am Dauersiedlungsraum in %
(Quellen: Umweltbundesamt GmbH, Europäische Union – Copernicus Programm)
Flächeninanspruchnahme
Nahezu alle Alltagsverrichtungen und wirtschaftlichen Aktivitäten benötigen befestigte Flächen für Straßen und Gebäude. In Österreich befinden sich Flächeninanspruchnahme/Bodenverbrauch und Bodenversiegelung nach wie vor auf hohem Niveau.
Datengrundlagen zur quantitativen Abschätzung der Flächeninanspruchnahme in Österreich
Eine Datengrundlage zur quantitativen Abschätzung bildet die Nutzungsinformation der Digitalen Katastralmappe (DKM) des BEV. Darin werden unter anderem für jedes Grundstück in Österreich die Benützungsart und unterschiedliche Nutzungskategorien angegeben. Zur Baufläche werden dabei sowohl die einzelnen Gebäude als auch befestigte Flächen wie Zufahrten oder Parkplätze gezählt, aber auch die unbefestigten Flächen, wie beispielsweise die Hausgärten. Die Grundstücksdatenbank (Die Grundstücksdatenbank dient in ihrer eigentlichen Funktion als Kataster zur Dokumentation der räumlichen Zuordnung von Eigentumsrechten an Grund und Boden) wird nur im Anlassfall (z.B. bei größeren Bauvorhaben, Neuvermessungen oder Revisionen des Katasters) aktualisiert, daher hinkt die in der DKM erfasste Baufläche der tatsächlichen Bebauung immer einige Zeit hinterher.
Eine andere Datengrundlage sind Informationen, die aus Befliegungen abgeleitet werden (bspw. aus dem Copernicus-Projekt der Euro¬päischen Union (siehe unten).
Die wichtigsten Grundbegriffe zur Flächeninanspruchnahme
Was bedeutet Flächeninanspruchnahme und warum sollte der Bergiff „Flächenverbrauch“ nicht mehr verwendet werden? Was ist versiegelte Fläche und worin besteht der Unterschied zur Baufläche?
Flächeninanspruchnahme
Flächen können im eigentlichen Sinn nicht verbraucht werden, sondern unterliegen einem Wechsel der Art ihrer Nutzung. Wenn Flächen für Siedlungs , Verkehrs-, Gewerbenutzung etc. in Anspruch genommen werden, sind sie für andere Nutzungen (bspw. land-, und forstwirschaftlichen Bewirtschaftung, natürlichen und naturnahe Flächen) entzogen. Daher ist es besser, von Flächeninanspruchnahme statt vom Flächenverbrauch zu sprechen.
Unter Flächeninanspruchnahme als Überbegriff wird der dauerhafte Verlust biologisch produktiven Bodens durch Ver-bauung für Bau- und Verkehrszwecke, Freizeitzwecke oder Abbauflächen (Überbegriff Siedlungs- und Verkehrsfläche) verstanden. Mehr als 55% dieser Flächen wer¬den im Zuge dieser Flächeninanspruchnahme versiegelt (siehe Begriff Versiegelung unten) und verlieren somit alle biologischen Funktionen.
Flächeninanspruchnahme setzt sich anhand der Grundlagendaten (Regionalinformation der Grundstücksdatenbank, DKM) aus folgenden Kategorien zusammen:
- Summenkategorie Bau- und Verkehrsfläche
- Summenkategorie Baufläche
- Benützungsart Baufläche mit den zwei Nutzungen Gebäude und Gebäudenebenflächen
- Benützungsart Gärten mit der Nutzung Gärten
- Benützungsart Sonstige mit den Nutzungen Straßenverkehrsanlagen, Verkehrsrandflächen, Parkplätze, Schienenverkehrsanlagen, Betriebsflächen und Friedhöfe
- Benützungsart Sonstige mit den Nutzungen Abbauflächen, Halden und Deponien und Freizeitflächen.
Versiegelung:
Unter Versiegelung wird die Abdeckung des Bodens mit einer wasserundurchlässigen Schicht verstanden. Der Boden wird dadurch auf seine Trägerfunktion reduziert. Er verliert seine Produktionsfunktion und darüber hinaus auch viele andere wichtige Funktionen, wie zum Beispiel die Fähigkeit, Wasser zu speichern, Schadstoffe zu filtern, zu binden oder abzubauen, und seine Fähigkeit, Wasser zu verdunsten (Kühleffekt).
Die Versiegelung wird anhand der Daten zur Flächeninanspruchnahme aus folgenden Kategorien berechnet:
- Versiegelung der Bau- und Verkehrsfläche
- Die Benützungsart Baufläche mit den Nutzungen Gebäude und Gebäudenebenflächen gilt zu 100% als versiegelt.
- In der Benützungsart Sonstige werden
- die Nutzungen Straßenverkehrsanlagen, Parkplätze und Betriebsflächen mit jeweils 100% Versiegelungsgrad und
- die Nutzung Schienenverkehrsanlage mit 10% Versiegelungsgrad mitberechnet.
- Versiegelung sonstiger in Anspruch genommener Flächen
- In der Benützungsart Sonstige werden die Nutzungen Freizeitflächen und Friedhöfe mit jeweils 10% Versiegelungsgrad mitberechnet.
Aus dieser Berechnung der versiegelten Fläche ergibt sich insgesamt ein Versiegelungsgrad von über 41,4% der Flächen, die als Siedlungs- und Verkehrsflächen beansprucht werden.
(Quelle: Umweltbundesamt GmbH)
Die den Kartendarstellungen zugrunde liegende Quantifizierung der versiegelten Fläche basiert auf der Verwendung des High Resolution Layers Versiegelung aus dem Projekt COPERNICUS Land Monitoring der Europäischen Kommission.
Dies ist eine gänzlich andere und unabhängige Datenquelle. Aufgrund der Datenstruktur (20x20 m Pixel) sind schmälere lineare versiegelte Strukturen (=Straßen) unterrepräsentiert. Daher führen diese Daten zu einer Unterschätzung der Versiege¬lung im Vergleich mit den nationalen Daten, sind aber grenzüberschreitend und EU-weit vergleichbar.
Das Copernicus-Projekt der Europäischen Union
Das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus der Europäischen Union, zuvor Global Monitoring for Environment and Security (GMES, deutsch: Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung) ist eine von der Europäischen Kommission und der Europäi¬sche Weltraumorganisation ESA im Jahr 1998 ins Leben gerufene Initiative, bei der moderne Erdbeobachtungs- und Informa¬tionstechnologien zum Schutz der Umwelt und für die europäische Sicherheit eingesetzt werden. Auf dieser Grundlage sollte ein nachhaltiges und unabhängiges europäisches Beobachtungssystem geschaffen werden, das Daten aus weltraumgestützten und nicht-weltraumgestützten Beobachtungssystemen bereitstellt, um ein umfassendes Bild vom Zustand der Erde zu erstellen.
Das Copernicus-Programm wird von der Europäischen Kommission koordiniert und geleitet, für die weltraumgestützte Beobachtung ist die ESA zuständig, für die vor-Ort-Beobachtung die Europäische Umweltagentur (European Environment Agency, EEA).
Copernicus spricht sechs thematische Bereiche an: Landüberwachung, Überwachung der Meeresumwelt, Überwachung der Atmosphäre, Klimawandel, Sicherheit und Krisenmanagement. Zahlreiche Fachbereiche, wie bspw. Umweltschutz, Stadt- und Regionalplanung, Land- und Forstwirtschaft und Tourismus können mit den Daten aus dem Projekt unterstützt werden.
Die Copernicus-Landüberwachung stellt geographische Informationen zur Landbedeckung zur Verfügung, darunter einen High Resolution Layer (HRL, Raster) zum Thema Versiegelung. Dieser Layer wurde für die Kartendarstellung herangezogen und ist ein Status-Layer für das Jahr 2012 (Versiegelungsgrad 2012). In 20x20 m Pixeln wird der Grad der Versiegelung je Pixel (0: nicht-versiegelt, 1-100: Versiegelungsgrad) angegeben.
Datenvalidierung durch die Umweltbundesamt GmbH:
Die Daten aus dem europaweiten Copernicus-Projekt werden durch die nationalen Umweltbehörden geprüft (in Österreich ist das die Umweltbundesamt GmbH, UBA) und danach wieder an die Europäische Umweltagentur zurück übermittelt. Erst dann können die Daten als Open Government Data (OGD) auf der Seite der europäischen Umweltagentur zur Verfügung gestellt werden.
Aus Sicht des Umweltbundesamtes weisen die Daten aus dem Copernicus-Projekt hohe Qualität auf, überprüft wurden die Daten anhand von Testgebieten. Es wurden in etwa 3-4% der Rasterzellen korrigiert.
Die Daten aus dem Copernicus-Projekt sind über Österreich konsistent, da sie mit der gleichen Erfassungsmethode erhoben wurden.
Insgesamt zeigte der HRL bei der Überprüfung eine sehr gute Übereinstimmung mit dem österreichischen Gebäuderegister, allerdings sind Straßen in den Daten generell unterrepräsentiert. Die fehlende Darstellung der Versiegelung von Straßenflächen wurde als einziger gröberer Mangel des HRL identifiziert. Manche einzelstehende Bauernhäuser wurden nicht erfasst, hingegen wurden Sandflächen neben Flüssen in der Nähe von Straßen fälschlich als versiegelt klassifiziert, diese Verzerrungen können aber als vernachlässigbar angesehen werden.
Weiterführende Informationen zum Thema Naturschutz finden Sie unter
http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/raumordnung/
http://www.copernicus.eu/main/land-monitoring
http://land.copernicus.eu/pan-european/high-resolution-layers/view
http://land.copernicus.eu/user-corner/publications/gio-land-high-resolution-layers/at_download/file


mit Finanzierung durch die Europäische Union