Wohnungen und Wohngebäude

(Quellen: Statistik Austria, Umweltbundesamt, vwbf, GBV, Wifo)

Wohnen zählt nicht nur zu den Grundbedürfnissen des Menschen, die Wohnbauproduktion gilt auch als wichtiger Konjunkturmotor der österreichischen Wirtschaft.

Ein ausreichendes und qualitativ ansprechendes sowie leistbares Angebot an Wohnraum wirkt als tragendes Element einer auf sozialen Zusammenhalt ausgerichteten Gesellschaft.

Aber: Wohnbauproduktion benötigt Flächen und prägt räumliche Strukturen. Vor allem freistehende Einfamilienhäuser beanspruchen überdurchschnittlich viel Land. Auf einen Hektar Fläche passen rund 10 Einfamilienhäuser, beim Bau einer Reihenhaussiedlung können bereits doppelt so viele Wohnungen, rund 20, errichtet werden und im dichteren Geschoßbau sind bis zu 100 Wohneinheiten auf einem Hektar möglich.

Der Flächenbedarf hängt in Österreich stark von der Bodenverfügbarkeit ab. In jenen Gebieten, wo Grund und Boden knapp sind, ist der Pro-Kopf-Verbrauch am gewidmeten und bebauten Bauland (Wohnen, Gewerbe, Industrie,…) deutlich geringer als in jenen Regionen, wo genügend Flächen zur Verfügung stehen (siehe Karte Gewidmetes, bebautes Bauland je EinwohnerIn 2014 in m²). Insbesondere die Städte und die inneralpinen Täler gehen sparsamer mit Grund und Boden um als andere Regionen, in denen auch der Anteil an Ein- und Zweifamilienhäusern deutlich höher ist. Diese Bauformen fördern die Zersiedelung und einen höheren Flächenverbrauch. In der Wahrnehmung langfristiger Interessen für die Bevölkerung, aber auch um den Naturraum zu erhalten und Freiräume zu sichern, muss die Flächenexpansion für das Wohnen gebremst werden.

Datengrundlage

Derzeit liegen zum Thema Wohnen unterschiedliche Erhebungen vor: die Mikrozensus-Wohnungserhebung, Daten aus dem Gebäude- und Wohnungsregister, die Baumaßnahmen- und Wohnbaukostenstatistik sowie EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions). Für die vorliegenden Auswertungen wurden das Gebäude- und Wohnungsregister sowie die Baumaßnahmenstatistik der Statistik Austria herangezogen.

Der Bestand an Gebäuden und Wohnungen wurde bis 2001 im Rahmen der Volkszählung (Häuser- und Wohnungszählung bzw. Gebäude- und Wohnungszählung) erfasst. Seit 2011 dient nun das im Jahr 2004 eingerichtete Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) als Grundlage für die Gebäude- und Wohnungszählung (Registerzählung).

Struktur und Veränderung

Laut Gebäude- und Wohnungsregister wurden zu Beginn des Jahres 2017 für Österreich insgesamt 2.049.459 Wohngebäude ausgewiesen. Davon waren 1.794.508 Wohngebäude mit 1 bis 2 Wohnungen und 254.951 Wohngebäude mit 3 und mehr Wohnungen. Das entspricht einem Anteil von 87,6% an Ein- und Zweifamilienhäusern bzw. von 12,4% an Mehrfamilienhäusern (siehe Tabelle 1).

Tabelle 1: Wohngebäude 2014-2017
Wohngebäude 2014-2017

Den weitaus höchsten Anteil an Ein- und Zweifamilienhäusern verzeichnete traditionellerweise das Burgenland mit 96,8%. Dies kann auf die ausgeprägten dörflichen Strukturen in dem Bundesland zurückgeführt werden. Abgesehen von Wien, das mit 61,8% erwartungsgemäß den geringsten Anteil an Wohngebäuden mit 1 bis 2 Wohnungen hatte, war Ostösterreich die Region mit dem höchsten Ein- und Zweifamilienhausanteil. Ganz anders verhielt es sich in Westösterreich. Im Jahr 2017 verzeichnete Tirol mit 80,2% den niedrigsten Wert in Österreich. Nur Oberösterreich lag als einziges westösterreichisches Bundesland mit einem Ein- und Zweifamilienhausanteil von 88,9% über dem österreichweiten Vergleichswert. Die beiden südlichen Bundesländer Steiermark und Kärnten platzierten sich mit ihrem Anteil von 89,4% bzw. 89,3% im Mittelfeld und lagen etwas über dem österreichweiten Wert von 87,6%.

Betrachtet man den Ein- und Zweifamilienhausanteil auf der Ebene der politischen Bezirke so führten 2017 Oberpullendorf (Burgenland) und Mistelbach (NÖ) mit jeweils 98% die Liste der Bezirke an. Erst an 16. Stelle kam mit der Südoststeiermark ein Bezirk, der nicht in Ostösterreich gelegen ist – der Anteil der Wohngebäude mit 1 bis 2 Wohnungen betrug hier 95,5%. Erwartungsgemäß fanden sich die Wiener Innenbezirke am Ende der Skala: der 5. Wiener Gemeindebezirk (Margarethen) hatte einen Ein- und Zweifamilienhausanteil von lediglich 2,0%. Besonders hohe Anteile an Ein- und Zweifamilienhäusern erreichen mit über 90% auch die Stadtumlandbezirke von Linz, Graz, Klagenfurt, Eisenstadt und Wien. Umgekehrt betrachtet war der Bestand von Mehrfamilienhäusern in den Städten naturgemäß am höchsten.

Bei der Veränderung des Wohngebäudebestands im Zeitraum 2014 bis 2017 ergibt sich ein ähnliches Bild. Während die westlichen Bundesländer einen niedrigeren prozentualen Zuwachs der Ein- und Zweifamilienhäuser zeigen, führt das Burgenland die Liste mit über +2,8% an. Die Entwicklung der Mehrfamilienhäuser im entsprechenden Betrachtungszeitraum zeigt, dass bis auf Wien mit seinem bereits hohen Bestand an solchen Wohngebäuden alle Bundesländer einen Zuwachs, der über dem österreichischen Durchschnitt von +4,8% liegt, verzeichnen konnten. Zu beachten ist dabei das Burgenland, das eine fast doppelt so hohe Zuwachsraten als die im Ranking nachfolgenden Bundesländer hatte, wobei die Berechnung durch die Dominanz der Ein- und Zweifamilienhäuser in diesem Bundesland von einem sehr geringen Basiswert an Mehrfamilienhäusern ausging.

Fertigstellungen

Die letztverfügbaren Ergebnisse über die Wohnbautätigkeit beziehen sich auf die Jahre 2005 bis 2016, wobei hier aufgrund besserer Vergleichbarkeit nur die Zeitreihe ab 2011 betrachtet wird. In der Baumaßnahmenstatistik werden Anzahl, Struktur und Ausstattung der in einem Jahr bzw. Quartal bewilligten und fertiggestellten Bauvorhaben, Gebäude bzw. Wohnungen auf Ebene der Bundesländer erhoben. Diese Ergebnisse liefern wichtige Informationen für die (Bau)Wirtschaft, die Verwaltung und die Raumplanung, geben auch Hinweise für Lärm-, Umwelt- und Katastrophenschutzmaßnahmen und fließen als Konjunkturindikator in die nationale und europäische Statistik ein.

Für die hier erfolgte Analyse wurden nur neue Wohnungen in neuen Wohngebäuden betrachtet. Sämtliche Wohnungen die durch An-, Auf- oder Umbautätigkeit an bereits bestehenden Gebäuden entstanden sind werden nicht berücksichtigt, zumal für die Bundeshauptstadt kaum Meldungen in dieser Kategorie vorliegen. Es ist davon auszugehen, dass gerade in Wien eine beträchtliche Anzahl an Wohneinheiten durch An-, Auf- oder Umbautätigkeiten an bereits bestehenden Gebäuden zustande kommt.

Im Jahr 2016 wurden in Österreich 43.902 Wohnungen in neuen Wohngebäuden für Privatwohnzwecke errichtet. Das waren um 21,3% mehr als im Jahr 2011 und um 4,3% mehr als 2015. Die Fertigstellung von Wohnungen zwischen 2011 und 2016 verlief nicht in allen Bundesländern gleich: Für das Burgenland (-20,2%) und Salzburg (-10,6%) werden Rückgänge ausgewiesen, während alle anderen Bundesländer eine positive Entwicklung verzeichnen. Die höchsten Zuwachsraten sind in Wien (+55,6%) und in der Steiermark (+43,1%) anzutreffen.

Ähnlich wie beim Bestand findet man bei neuen Wohngebäuden (Privatwohnzwecke) in Ostösterreich den höchsten Anteil an Wohnungen in Ein- bzw. Zweifamilienhäusern (Wohngebäude mit 1 oder 2 Wohnungen). Auch hier führt das Burgenland im Jahr 2016 mit 57,6% klar die Liste an, während in Vorarlberg der Anteil neuer Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern gemessen an der Gesamtzahl neuer Wohnungen deutlich darunter bei 28,5% lag.

Wohnbaurate

Ein Indikator, der für die Intensität der Wohnungsproduktion herangezogen wird, ist die Wohnbaurate. Bei diesem Indikator wird entweder die Anzahl der neuen Wohnungen (Statistik Austria) oder die Baubewilligungen (Wifo) auf die Bevölkerung (pro 1.000 EinwohnerInnen) bezogen.

Nach der Berechnung von Statistik Austria stieg die Wohnbaurate zwischen 2011 und 2016 von 5,5 auf 6,4 neue Wohneinheiten je 1.000 EW gemessen an der Bevölkerungszahl zum Jahresdurchschnitt. Hierbei werden sämtliche neue Wohnungen im Zuge von An-, Auf-, oder Umbautätigkeiten an bestehenden Gebäuden in Wien nicht berücksichtigt. Im Allgemeinen sind die Wohnbauraten in den westlichen Bundesländern deutlich höher als in den östlichen und südlichen Bundesländern.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch das WIFO mit seiner Berechnungsmethode. Die Zahl der Bewilligungen wird für Österreich (inkl. Wien) im Jahr 2016 mit 57.975 angegeben, die Wohnbaurate mit 6,6. Im Jahr 2011 betrug diese 5,5 aus 46.034 Baubewilligungen. Während 2011 noch die meisten Wohneinheiten gemessen an der Bevölkerungszahl in Westösterreich bewilligt wurden, kehrte sich dieser Trend für das Jahr 2016 nach Ostösterreich um, wovon aber das Bundesland Wien den größten Anteil hatte. Mit einer Wohnbaurate von 8,5 führt es klar das Feld im österreichweiten Bundesländervergleich an. Ebenfalls über dem Österreichschnitt sind die Bundesländer Steiermark und Vorarlberg mit 7,7 bzw. 7,2 vertreten. Die niedrigste Wohnbaurate hatte Kärnten mit einem Wert von 4,5. (Quelle: WIFO).