Erneutes Wachstum durch Zuwanderung, vor allem in Wien
Am 1. Jänner 2025 lebten 9,197 Millionen Menschen in Österreich. Dies entspricht einem Plus von 38.463 Personen oder 0,4% gegenüber dem Jahresbeginn 2024. Besonders stark war der Zuwachs bei Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft: Ihre Zahl stieg um 54.553 auf 1,855 Millionen. Damit erhöhte sich ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung von 19,7% auf 20,2%. Das Wachstum von Frauen und Männern gegenüber dem Vorjahr war relativ ausgeglichen (Frauen: +0,44%, Männer: +0,40%) [Indikator Bevölkerungsstruktur und -anzahl].
In der Bundeshauptstadt Wien gab es 2024 mit +1,1% das mit Abstand stärkste relative Bevölkerungswachstum, gefolgt von Vorarlberg (+0,4%) und Oberösterreich (+0,3%). In Salzburg, Niederösterreich, Tirol und der Steiermark stieg die Bevölkerungszahl um je 0,2% an, in Kärnten um 0,1%, während es im Burgenland zu einem leichten Bevölkerungsrückgang (-0,1%) kam.
Die Geburtenbilanz, also die Differenz zwischen Geburten und Todesfällen in einer Region, wirkt sich nach wie vor dämpfend auf das Wachstum aus. Besonders in den Wiener Außenbezirken, in Graz, Wels sowie im Westen Österreichs zeigt sich eine deutlich positive Geburtenbilanz, während gerade in Kärnten, vielen Regionen der Steiermark, dem Burgenland und Teilen Niederösterreichs ein starker negativer Saldo zu beobachten war. Die Geburtenbilanz kann Hinweise auf künftige Bildungsbedarfe (Kindergärten, Schulen) in den Regionen geben.
Der Treiber bleiben weiterhin Wanderungsbewegungen, insbesondere Zuwanderung aus dem Ausland. Durch Außenzuwanderung kam es in den vergangenen zwei Jahrzehnten vor allem in Wien zu starken Bevölkerungszuwächsen. Für Niederösterreich und das Burgenland leisteten auch Binnenwanderungen einen relevanten Beitrag zum Bevölkerungswachstum. Auch im Jahr 2024 erzielten urbane Zentren und deren Umland besonders starke Zugewinne durch Wanderungsbewegungen, wie sie am Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner:innen abzulesen sind. Dieser stellt die Differenz zwischen Zuzügen und Fortzügen in Relation zu den Einwohner:innen dar und berücksichtigt sowohl Binnen- als auch Außenmigration. Der Wanderungssaldo kann als Hinweis auf die Attraktivität einer Region – z. B. durch Jobs, Wohnqualität oder Erreichbarkeit – dienen.
Stadtregionen wachsen weiterhin besonders dynamisch, Rückgänge sind vor allem in Ost- und Südösterreich zu beobachten
Bei der Bevölkerungsentwicklung kann sinnvollerweise zwischen Stadtregionen und anderen dynamisch wachsenden Regionen sowie Regionen mit Bevölkerungsrückgängen unterschieden werden.
Das Bevölkerungswachstum in Österreich konzentriert sich weiterhin stark auf die Stadtregionen. In zahlreichen Bezirken abseits der Ballungsräume kam es hingegen zwischen 2020 und 2025 zu einem Rückgang der Bevölkerung, insbesondere in der Steiermark, in Kärnten und in Niederösterreich. Gemäß aktueller Prognosen wird sich dieser Rückgang auch in den kommenden Jahren fortsetzen [Indikator Bevölkerungsprognose].
Besonders stark wächst nach wie vor Wien, vor allem in seinen Außenbezirken. Auch in anderen Stadtregionen ist weiterhin ein dynamisches Wachstum zu beobachten. Eine besonders spannende Entwicklungsregion ist die Achse zwischen Wien und Bratislava, die sich zu einem grenzüberschreitenden Wachstumsraum entwickelt.
Auch außerhalb der großen Ballungszentren erweisen sich zentrale Orte als überdurchschnittlich wachstumsstark. Urbane und regionale Zentren sowie ländliche Räume in deren Umland wachsen stärker als periphere Gemeinden im ländlichen Raum. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Erreichbarkeit: Je schlechter eine Gemeinde an den öffentlichen Verkehr angebunden ist, desto geringer fällt ihre Wachstumsdynamik aus [Thema Mobilität und Erreichbarkeit]. Ein Sonderfall ist die Gemeinde Spital am Semmering, die im Jahr 2024 einen deutlichen Bevölkerungsrückgang verzeichnete – ausgelöst durch die Schließung eines Asylquartiers.
Im Gegensatz dazu stehen Regionen mit anhaltenden Bevölkerungsrückgängen. Diese sind vor allem in Ober- und Unterkärnten, der Obersteiermark sowie im Wald- und Mühlviertel zu beobachten. Hier ist der demografische Alterungsprozess tendenziell weiter fortgeschritten als in den westlichen Bundesländern.
Komplexe Herausforderungen zwischen Wachstumsdruck, Einnahmeverlusten und Unterauslastung
Die unterschiedlichen Bevölkerungsentwicklungen bringen für Bezirke und Gemeinden sehr komplexe Herausforderungen mit sich. Besonders betroffen sind die Planung und Finanzierung der Einrichtungen der Daseinsvorsorge, von Infrastrukturprojekten oder Betriebsstandorten für Unternehmen: Wachsende Gemeinden müssen ihre Angebote, etwa Schulen, Kinderbetreuung, Verkehrsanbindung und Gesundheitsversorgung ständig ausbauen, was mitunter erhebliche Investitionen erfordert. Auch die Bereitstellung von weiterem Bauland ist mitunter eine Herausforderung. Schrumpfende Gemeinden hingegen kämpfen häufig mit Leerstand oder der Unterauslastung bestehender Infrastrukturen, wodurch der Erhalt von Versorgungsangeboten schwieriger wird und die Standortattraktivität leidet. Der Bevölkerungsrückgang geht auch mit sinkenden Einnahmen einher, etwa aus dem Finanzausgleich oder aus dem Wegfallen von Abgaben und Gebühren. Für Unternehmen stellen beide Entwicklungen ein Risiko dar: in wachsenden Gemeinden können Engpässe bei verfügbaren Flächen auftreten, während in schrumpfenden Regionen mitunter Fachkräfte fehlen.
Die Bevölkerungsentwicklung geht damit mit zentralen Implikationen für Planungsaufgaben einher, besonders bedeutend sind in diesem Zusammenhang die Altersstruktur der Bevölkerung sowie der Bestand an Erwerbspersonen. [Indikator Bevölkerungsstruktur und -anzahl; Indikator Erwerbspotenzial und -struktur]
Demografische Entwicklung trifft auch Nachbarländer stark
Aufgrund der Außenwanderung ist nicht nur die Bevölkerungsveränderung in Österreich für die wirtschaftliche Entwicklung relevant, sondern auch jene in relevanten Zuwanderungsregionen wie etwa den südosteuropäischen Nachbarländern. Gerade der Osten Österreichs, aber insbesondere auch die Tourismus- und Bauwirtschaft in anderen Bundesländern, profitierten in der Vergangenheit von Arbeitskräften aus dem benachbarten Ausland, da man wegen der sogenannten „Wohlstandskante“ vergleichsweise attraktive Löhne bieten konnte. Doch auch in diesen Herkunftsländern schreitet der demografische Wandel voran, der Pool an potenziellen Arbeitskräften für den österreichischen Arbeitsmarkt stagniert vielfach oder geht sogar zurück.
Datenquelle und Methodik
Dieser Indikator wurde im November 2025 erstellt. Die Bevölkerungsstatistik der Statistik Austria liefert Ergebnisse über Zahl und Struktur (Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit) der österreichischen Bevölkerung auf Basis des zentralen Melderegisters. In der Statistik zählen Personen, die rund um den Stichtag für mehr als 90 Tage durchgehend mit einem Hauptwohnsitz in Österreich gemeldet sind. Die Geburtenbilanz stammt aus der Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung, der Wanderungssaldo aus der Wanderungsstatistik. Der aktuelle Datenstand für diese drei Quellen ist der 26.05.2025. Bei Eurostat werden diese Daten für die europäischen Regionen auf Ebene der NUTS-Regionen gesammelt und bereitgestellt, der aktuellste Datenstand ist der 23.05.2025.