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Ziele und Relevanz der Haushaltsprognose

Die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) beauftragt seit Mitte der 1970er-Jahre die Berechnung regionalisierter Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung, seit einigen Jahren wird diese durch eine Haushaltsprognose ergänzt. Die zukünftige Zahl, Verteilung und Struktur der Privathaushalte sind wichtige Kennzahlen für Wohnraumbedarf, Infrastrukturplanung, Energieversorgung und Planung von sozialen und Bildungseinrichtungen. Ausgehend von der ÖROK-Bevölkerungsprognose aus dem Jahr 2022 wurde die Haushaltsprognose für Österreich mit dem Zielhorizont 2051 erstellt.

Der Begriff Privathaushalt wird mit Wohnpartei gleichgesetzt. Das heißt alle Personen (mit Hauptwohnsitz) in einer Wohneinheit bilden einen Privathaushalt.

Der demografische Wandel beschreibt langfristige Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur, etwa durch sinkende Geburtenzahlen, steigende Lebenserwartung, Migration oder regionale Unterschiede in Wachstum und Schrumpfung. Im Kontext zu Österreich bezieht er sich meistens auf Alterung der Gesellschaft. Er hat wesentliche Auswirkungen auf Arbeitsmarkt, Wohnungsnachfrage und Versorgungssysteme.

Stetiges Wachstum schreitet voran

Ausgehend von 4.029.685 Privathaushalten im Jahr 2021 wir die Zahl nach der Hauptvariante der Prognose bis 2051 auf 4.508.822 steigen. Dies entspricht einem Plus von 479.137 Haushalten oder 11,9%. Schon die rein demografische Komponente (Status Quo Variante) würde demnach ein Wachstum von 388.425 oder 9,6% ergeben.

Dieser Zuwachs verteilt sich nicht über alle Haushaltsgrößen gleichmäßig. Die Anzahl der Einpersonenhaushalte wird demnach um 293.109 (+19,0%) steigen, womit diese Gruppe für mehr als die Hälfte der Gesamtzunahme verantwortlich ist. Die Zahl der Zwei- und Dreipersonenhaushalte wird um 204.474 (+16,7%) bzw. um 19.304 (+3,4%) zunehmen. Die Zahl der Vier- und Fünfpersonenhaushalte wird hingegen um -30.946 (-6,9%) beziehungsweise -5.567 (-3,6 %) zurückgehen. Schließlich wird die Zahl der Haushalte mit sechs oder mehr Personen ebenso leicht um -1.238 (-1,5%) sinken.

In der folgenden Grafik können Österreich und die Bundesländer zur Darstellung ausgewählt werden.

Veränderung der Anzahl an Privathaushalten
Prognose, Hauhsalte, Bundesländer, Größe
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Dadurch wird die durchschnittliche Haushaltsgröße von 2,27 Personen im Jahr 2001 über 2,20 im Jahr 2021 auf 2,09 im Jahr 2051 sinken. Der Trend zu kleineren Haushalten ist stärker, als es rein demografische Prozesse erklären würden, da gesellschaftliche Veränderungen (längere Ausbildungszeiten, neue Wohnformen, Trennungen) zusätzlich wirken.

Veränderung der durchschnittlichen Haushaltsgröße nach Bundesländern
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Regional bestehen weiterhin Unterschiede

Die Haushaltsentwicklung wird starke regionale Unterschiede aufweisen, wobei zwischen Städten, ihrem Umland und dem ländlichen Raum sowie zwischen Ost- und Westösterreich unterschieden werden kann. Am stärksten wächst die Zahl der Haushalte in Stadtregionen, insbesondere etwa im Osten Niederösterreichs zwischen Bratislava und Wien sowie im nördlichen Burgenland. In Teilen Kärntens, der Steiermark und im Waldviertel wird die Zahl der Haushalte hingegen weiterhin zurückgehen.

Veränderung der Anzahl an Haushalten nach Bezirk
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Auch auf Bezirksebene zeigt sich ein prognostizierter Rückgang der durchschnittlichen Haushaltsgrößen, da kleinere Haushalte flächendeckend an Bedeutung gewinnen, wobei ländlich geprägte Regionen auch in Zukunft größere Strukturen aufweisen werden als Stadtregionen. Nach Bezirken werden die prognostizierten Durchschnittsgrößen zwischen 2,30 Personen in Scheibbs und Perg bzw. 2,29 in Hartberg-Fürstenfeld und 1,79 in Wien Neubau bzw. 1,81 in Wien Josefstadt liegen. 

In der folgenden Grafik können Durchschnittsgrößen und Anteil nach Haushaltsgröße zur Darstellung ausgewählt werden.

Verteilung der Privathaushalte nach Größenklasse
Demografie, Haushalte, Wachstum, Größe
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Während Kärnten und Wien über den gesamten Prognosezeitraum eine durchschnittliche Haushaltsgröße unter dem österreichischen Durchschnitt aufweisen, ist sie den anderen Bundesländern höher. Mit der Ausnahme Wiens wird die Durchschnittsgröße in allen Bundesländern über den gesamten Prognosezeitraum sinken. In Wien hingegen wird sie etwa konstant bleiben.

Einflussfaktoren auf die Haushaltsentwicklung sind vielfältig

Die Entwicklung der Haushaltsstruktur steht in engem Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung, wird jedoch von zahlreichen weiteren Faktoren beeinflusst. Längere Ausbildungszeiten und höhere Bildungsabschlüsse verzögern die Familiengründung, wodurch junge Erwachsene länger im Elternhaus wohnen oder zunächst allein bzw. in Wohngemeinschaften leben. Auch der Wegzug von Kindern für Ausbildung oder Arbeit sowie Trennungen führen häufig zu einer Verkleinerung der Haushalte. Darüber hinaus verändert die zunehmende Zahl von Singles und neuen Wohnformen die Zusammensetzung der Haushalte. Gleichzeitig prägen unterschiedliche Lebensphasen den Wohnraumbedarf: vom WG-Zimmer oder Kleinstwohnungen bei jungen Erwachsenen über größere Wohnungen oder Einfamilienhäuser für Familien bis hin zu seniorengerechtem Wohnen und Einpersonenhaushalten, etwa von verwitweten Personen – häufig Frauen – im höheren Alter.

Kleinere Haushalte sind in vielen Regionen nicht nur Ausdruck gesellschaftlicher Entwicklungen, sondern auch eine Folge der angespannten Wohnraumsituation. Besonders in den größeren Städten haben die stark gestiegenen Wohn- und Immobilienpreise dazu geführt, dass der private Markt verstärkt kleinere Wohneinheiten bereitstellt – mit direkten Auswirkungen auf die Haushaltsstrukturen. Dabei wird deutlich, dass demografische Prozesse wie etwa Zu- und Abwanderung, wesentlich durch das verfügbare Wohnungsangebot geprägt sind: Wo überwiegend kleine Einheiten zur Verfügung stehen, siedeln sich kaum größere Familienhaushalte an. Damit entstehen strukturelle Verzerrungen, die ohne gezielte wohnungspolitische Steuerung nicht korrigiert werden können. Öffentliche Interventionen sind daher notwendig, um ein ausgewogenes Wohnangebot zu sichern, das nicht nur die demografische Entwicklung stabilisiert, sondern auch Fragen des Flächenverbrauchs und der Mobilität berücksichtigt.

Verschiedene dieser Einflussfaktoren wurden in der Hauptvariante der Prognose berücksichtigt.

Die Entwicklung der Haushalte kommt mit relevanten Implikationen für Entscheidungsträger:innen

Die wachsende Zahl an Ein- und Zweipersonenhaushalten hat weitreichende Folgen für Raumplanung und Wohnbaupolitik und wirkt zugleich auf soziale wie technische Infrastrukturen. Kleinere Haushalte erhöhen den Wohnflächenbedarf pro Kopf und damit Flächenverbrauch, Energiebedarf und Betriebskosten der Daseinsvorsorge. Parallel erfordert die Alterung mehr barrierefreie, seniorengerechte Angebote und einen Ausbau von Pflege- und Betreuungsstrukturen. In wachsenden Stadtregionen steigt der Bedarf an kleinen, leistbaren Wohnungen. Zugleich darf die Versorgung mit familiengerechtem Wohnraum nicht zurückstehen, sonst drohen Verdrängungseffekte ins Umland, mehr Pendelverkehr und eine sozial unausgewogene Stadtentwicklung. 

Die regionalen Unterschiede erfordern damit eine differenzierte Planung: In Wien führen Zuwanderung und das Wachstum der Außenbezirke zu einer verhältnismäßig wachsenden Bedeutung von Mehrpersonenhaushalten, während in peripheren Gemeinden die Bedeutung kleiner Haushalte zunimmt – oft bedingt durch Abwanderung und Alterung. In peripheren, alternden Gemeinden geht es um Strukturanpassungen inklusive Leerstandsmanagement, Pflegekapazitäten, Daseinsvorsorge und soziale Teilhabe.

Langfristig werden demografische Trends den Wohnraumbedarf zunehmend differenzieren: Junge Erwachsene nach Abschluss ihrer Ausbildung suchen kleine, flexible Wohnungen oder gemeinschaftliche Wohnformen, Familien benötigen mehr Raum, und die wachsende Zahl älterer Alleinlebender verlangt nach barrierefreien, betreuten Angeboten. Für Politik und Raumplanung heißt das, regionale Strategien stärker an den Haushaltsgrößen auszurichten – mit besonderem Augenmerk auf die Balance zwischen dynamisch wachsenden Städten und schrumpfenden, alternden Gemeinden.

Ausgehend von der ÖROK-Bevölkerungsprognose aus dem Jahr 2022 wurde von der Österreichischen Raumordnungskonferenz eine Haushaltsprognose für Österreich auf Basis der Politischen Bezirke mit dem Zielhorizont 2051 beauftragt und von der JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, POLICIES - Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Innovationsforschung bearbeitet. Die Ergebnisse wurden im März 2024 veröffentlicht.

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Datenquelle und Methodik

Der Indikator wurde im November 2025 erstellt. Die ÖROK-Haushaltsprognose 2022-2051 wurde in einem zweistufigen Verfahren erstellt. Im ersten Schritt wurden mittels Clusteranalyse regionale Muster identifiziert und die Prognoseregionen typisiert. Für diese Regionstypen wurden Annahmen über die künftige Entwicklung der Haushaltsmitgliederquoten definiert. Diese Annahmen bildeten die Grundlage für die Hauptvariante der Prognose. Im zweiten Schritt erfolgte die eigentliche Berechnung der Haushaltszahlen mittels Haushaltsmitgliederquotenverfahrens in zwei Varianten: Die Hauptvariante basiert auf der demografischen Entwicklung, berücksichtigt aber zusätzlich Annahmen über gesellschaftliche Trends, die zu Veränderungen in den Haushaltsgrößen führen können. Die Status-Quo-Projektion bildet ausschließlich die demografische Entwicklung ab, so wie sie in der Bevölkerungsprognose dargestellt ist und verknüpft diese mit den aktuellen Haushaltsmitgliederquoten.

Als Datengrundlage diente die kleinräumige Bevölkerungsprognose der ÖROK für den Zeitraum 2021 bis 2051 (ÖROK 2022). Sie umfasst 122 Prognoseregionen und differenziert die Bevölkerung nach Alter, Geschlecht und Herkunft.

Zusätzlich wurde die Abgestimmte Erwerbsstatistik der Statistik Austria der Jahre 2019 bis 2021 verwendet, um die Haushaltsmitgliederquoten nach Alter, Herkunft und Geschlecht zu berechnen. 

Passendes zu diesem Thema

Die Zahl der Haushalte in Österreich wächst weiter, wenn auch mit regional unterschiedlichen Dynamiken. Die Alterung der Bevölkerung ist ein bestimmender Faktor bei der Entwicklung der Zahl von Haushalten.

Auch 2025 konnte in Österreich ein Wachstum verzeichnet werden, dieses war vor allem in der Bundeshauptstadt zu beobachten und von der Zuwanderungsdynamik getrieben. Generell wachsen Stadtregionen und deren Umland besonders dynamisch.

Die aktuelle regionale Bevölkerungsvorausschätzung mit Zielhorizont 2050, die im Auftrag der ÖROK von Statistik Austria erstellt wurde, prognostiziert für Österreich für das Jahr 2051 9.641.085 EinwohnerInnen, um 7,9% mehr als 2021 (jeweils bezogen auf den 01.01. des entsprechenden Jahres).