Österreich wird weiterhin wachsen, dieses Wachstum ist jedoch ungleich verteilt
Die vorliegende Prognose zeigt, dass Österreichs Bevölkerung auch in den kommenden Jahrzehnten wachsen wird und regionale Disparitäten zwischen Stadtregionen bzw. Zentralräumen und peripheren Regionen zunehmen. Stärkere Bevölkerungszuwächse im Projektionszeitraum bis 2050 sind im Wesentlichen nur in den großen Städten und deren Umland zu erwarten. Hier stechen neben der Stadtregion Wien, die sich bis ins Weinviertel und Nordburgenland erstreckt, auch die Regionen der Landeshauptstädte Graz, Salzburg und Innsbruck sowie der oberösterreichische Zentralraum Linz-Wels heraus. In diesen Regionen wird ein Wachstum von 10 % und mehr bis zum Jahr 2050 prognostiziert. Auch entlang der gesamten Westachse von Wien über St. Pölten, dem oberösterreichischen Zentralraum bis Salzburg ist ein kontinuierliches Wachstum erkennbar. Haupttreiber des Wachstums sind die starke Außenzuwanderung, meist ergänzt durch positive Binnenwanderungssalden und Geburtenüberschüsse.
Im Gegensatz dazu werden das Waldviertel, die Obersteiermark, große Teile Kärntens abseits des Zentralraumes Klagenfurt-Villach sowie das Südburgenland deutliche Bevölkerungsrückgänge erleben. Diese eher peripheren Regionen mit schwächerem regionalen Arbeitsmarktangebot sind besonders von Abwanderung und Geburtendefiziten betroffen.
Zuwanderung bleibt der treibende Wachstumsfaktor, der Anteil der Bevölkerung mit Geburtsland im Ausland steigt deutlich an
Das zukünftige Bevölkerungswachstum in Österreich ist dabei in erster Linie auf Zuwanderung zurückzuführen, denn im Zuge des fortschreitenden demografischen Wandels verschlechtert sich die Geburtenbilanz zunehmend. Ein positiver Außenwanderungssaldo wird in nahezu allen Prognoseregionen erwartet, wobei dieser vor allem in Städten besonders ausgeprägt ist. Sonderfälle stellen die Regionen Baden und Vöcklabruck dar, wo sich die Erstaufnahmestellen Ost bzw. West befinden.
Die Zahl der im Inland geborenen Bevölkerung bleibt über den gesamten Prognosezeitraum bis 2050 weitgehend konstant zwischen 7,16 Mio. (2031) und 7,13 Mio. (2050). Im Gegensatz dazu steigt die Zahl der im Ausland geborenen Personen deutlich an. Derzeit leben im gesamten Bundesgebiet 1,80 Mio. Personen mit Geburtsland im Ausland, das entspricht ziemlich genau einem Fünftel (20,1 %) der Bevölkerung. Bis 2050 wird ihre Zahl auf 2,50 Mio. anwachsen. Das bedeutet einen Zuwachs gegenüber 2021 von 38,9 % und einen Bevölkerungsanteil von 25,9 %. Damit wird sich ihr Anteil von derzeit rund einem Fünftel auf etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung erhöhen [Indikator Bevölkerungsstruktur und -anzahl, Indikator Bevölkerungsentwicklung].
In den Landeshauptstädten Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck wird die Zahl der im Inland geborene Personen bis 2050 sinken, in deren Umlandregionen jedoch zunehmen. Besonders stark wächst die Zahl der im Inland Geborenen in den Umlandregionen Wiens sowie in den Wiener Flächenbezirken Donaustadt und Liesing. In periphereren Regionen mit erwarteten Bevölkerungsrückgängen sinkt auch die Zahl der im Inland Geborenen deutlich. Die Zahl der im Ausland Geborenen steigt künftig in allen 121 Prognoseregionen. Besonders stark sind die Zuwächse in Ballungsräumen, wobei sie im Umland oft höher ausfallen als in den Zentren selbst. In Wien werden die stärksten Zuwächse in Bezirken mit hoher Neubautätigkeit prognostiziert, während die inneren Stadtbezirke vergleichsweise geringe Anstiege verzeichnen.
Der demografische Wandel schreitet voran und auch hier gibt es regionale Disparitäten
Die Alterung der Gesellschaft führt in ganz Österreich zu einer Verschiebung der Altersstruktur, besonders stark in den Bundesländern Kärnten und Steiermark. Über den Prognosezeitraum zeigt sich jedoch in allen Bundesländern mit Ausnahme der Bundeshauptstadt Wien ein ähnliches Muster.
Österreichweit stagniert die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 20 Jahren. Einzig in Wien wird langfristig ein deutlicher Zuwachs von +10,8 % bis 2050 prognostiziert. In allen anderen Bundesländern stagniert diese Altersgruppe oder geht zurück.
Für die Planung von Kinderbetreuungsplätzen ist vor allem die Altersgruppe der 0- bis 5-jährigen relevant. Diese wird bis 2050 voraussichtlich vor allem in und um Wien, Linz, Innsbruck sowie Graz wachsen. Die stärksten Rückgänge sind dagegen in Kärnten, weiten Teilen der Steiermark sowie im Waldviertel zu erwarten. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen sinkt im Wesentlichen in jenen Regionen, die auch Rückgänge der Gesamtbevölkerung zu erwarten haben.
Der demografische Wandel beschreibt langfristige Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur, etwa durch sinkende Geburtenzahlen, steigende Lebenserwartung, Migration oder regionale Unterschiede in Wachstum und Schrumpfung. Im Kontext zu Österreich bezieht er sich meistens auf Alterung der Gesellschaft. Er hat wesentliche Auswirkungen auf Arbeitsmarkt, Wohnungsnachfrage und Versorgungssysteme.
Die Bevölkerung im Erwerbsalter von 20 bis 64 Jahren wird bis 2050 nur in Wien zunehmen, nämlich um 6,0 %. In allen anderen Bundesländern ist dagegen ein Rückgang zwischen -17,2 % (Kärnten) und -2,9 % (Vorarlberg) zu erwarten. Während in städtischen Regionen das Erwerbspotenzial durch Zuwanderung noch wächst, verzeichnen viele ländliche und periphere Bezirke einen Rückgang in dieser Altersgruppe. Das stärkste Wachstum weisen Wiener Bezirke auf, auch in den Städten Linz, Wiener Neustadt, Graz, Wels und Eisenstadt wird bis 2050 ein Zuwachs prognostiziert. Ein Plus können außerdem die Bezirke Gänserndorf, Bruck an der Leitha, Wels-Land, Linz-Land, Braunau, Tulln, Korneuburg, Innsbruck-Land, Neusiedl und Dornbirn erwarten.
Österreichweit wird die Zahl der 65-Jährigen und Älteren bis 2050 um 54 % zunehmen, wobei in allen Regionen eine Zunahme erwartet wird. Von besonderer Bedeutung für die Planung von Gesundheits- und Pflegeangeboten ist dabei die Gruppe der Hochbetagten ab 80 Jahren. Diese Alterskohorte wird österreichweit stark wachsen. Während in einigen Bezirken in Kärnten, der Steiermark, sowie im Waldviertel die Alterung schon weit fortgeschritten ist, werden bis 2050 vor allem die westlichen Bundesländer sowie die Umlandregionen von Wien, Linz und Graz Umgebung und Wien Donaustadt starke Zuwächse in dieser Altersklasse verzeichnen.
Auf diese Weise wird sich die Bevölkerungsstruktur in Österreich bis 2050 erheblich verändern. Die Anteile der unter 20-Jährigen sowie der 20- bis 64-Jährigen im erwerbsfähigen Alter werden bis dahin zurückgehen. Gleichzeitig wächst der Anteil der 65-Jährigen und Älteren deutlich und gewinnt weiter an Bedeutung. Der starke Überhang an Pensionierungen der Babyboomer-Generation ist zu diesem Zeitpunkt bereits vollzogen. Dadurch wird die Altersstruktur etwas ausgeglichener, bleibt aber weiterhin von einer alternden Bevölkerung geprägt [Indikator Bevölkerungsstruktur und -anzahl].
Unterschiedliche Implikationen für periphere Regionen und dynamische Wachstumsregionen
Die künftige Entwicklung von Bevölkerungszahl und -struktur nimmt in vielen Bereichen der gesellschaftlichen Diskussion und politischen Entscheidungsfindung einen hohen Stellenwert ein. Für evidenzbasierte Entscheidungen in Politik und Verwaltung sind verlässliche Daten und Prognosen unverzichtbar. Insbesondere die möglichst kleinräumige Betrachtung spielt eine wichtige Rolle bei der Frage nach standortadäquaten Lösungen für Infrastruktur, Wohnbau, Schulstandorte oder Pflegeeinrichtungen.
Als Grundlage für diese vielfältigen Bedarfe wird von der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) in unregelmäßigen Abständen eine kleinräumige Bevölkerungsprognose für die politischen Bezirke veröffentlicht. Diese dient Planer:innen als Werkzeug, um langfristig den Bedarf zum Beispiel an Wohnraum, Bildungs- und Pflegeeinrichtungen einzuschätzen. Prognosen nach Alterskohorten sind zudem für die Ausgestaltung des Pensionssystems, des Arbeitsmarkts und der Gesundheitsversorgung zentral. Regionen stehen dabei je nach Entwicklung vor sehr unterschiedlichen Herausforderungen. Regionen mit Wachstum, wie etwa die Wiener Flächenbezirke, benötigen rechtzeitige, vorausschauende Investitionen in Infrastruktur (bspw. Kinderbetreuung, Straßen, Energieversorgung, Wohnraum, Arbeitsplätze), während sich schrumpfende Regionen wie Teile Kärntens, der Steiermark, des Südburgenlands und des Waldviertels mit Rückbau- und Nachnutzungsstrategien auseinandersetzen müssen – einem Schlüsselthema für eine nachhaltige Regionalentwicklung.
Zusätzlich stellt der steigende Anteil der Bevölkerung mit Geburtsland im Ausland eine wichtige Aufgabe für die Integrationspolitik dar. Er beeinflusst nicht nur Bildungseinrichtungen und den Arbeitsmarkt, sondern verändert auch die Repräsentation der Bevölkerung über die Zeit, da durch dieses Wachstum der Anteil nicht wahlberechtigter Personen zunimmt.
Datenquelle und Methodik
Dieser Indikator wurde im November 2025 erstellt. Die kleinräumig ÖROK-Bevölkerungsprognose 2021-2050 wurde von STATISTIK AUSTRIA im Auftrag der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) berechnet. Im Vorfeld wurde dafür von JOANNEUM RESEARCH – POLICIES eine thematische Regionstypisierung durchgeführt. Die Prognose basiert auf statistischen Daten bis inklusive 2021 und prognostiziert die Bevölkerung bis ins Jahr 2051.
Die aktuelle ÖROK-Bevölkerungsprognose 2021-2050 umfasst insgesamt 121 Prognoseregionen, nämlich die österreichischen Statutarstädte, die politischen Bezirke sowie die 23 Wiener Gemeindebezirke, die Bezirke Eisenstadt-Umgebung und Rust wurden zu einer Prognoseregion zusammengefasst.
Die Berechnung der Daten erfolgte mit einem Kohorten-Komponenten-Modell, bei dem die einzelnen Altersjahrgänge (Geburtskohorten) mithilfe der Komponenten des Bevölkerungswachstums fortgeschrieben werden. Empirische Beobachtungen zu Binnenwanderungen und internationalen Wanderungen fließen ebenfalls in die Prognose ein. So spielt neben alters- und geschlechtsspezifischen Wanderungsraten auch die richtungsspezifische Binnenwanderungsmatrix eine große Rolle.
Die Berechnungen der Prognose erfolgten für die Gesamtbevölkerung (Hauptwohnsitz) im „bottom-up“-Verfahren. Dabei werden alle Berechnungsschritte auf unterster Ebene (Prognoseregionen) durchgeführt und zu den oberen Ebenen aggregiert.