Breitbandinternet als notwendige Voraussetzung für regionale Wettbewerbsfähigkeit und digitale Transformation
Eine leistungsfähige Breitbandinfrastruktur ist heute eine der zentralen Grundlagen für wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, gesellschaftliche Teilhabe und gleichwertige Lebensbedingungen in allen Regionen Österreichs. Breitbandinternet gilt zunehmend als Teil der Daseinsvorsorge und ist ein entscheidender Standortfaktor für Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und private Haushalte. Besonders gigabitfähige Festnetzanschlüsse gewinnen dabei stark an Bedeutung, da sie nicht nur eine stabile und schnelle Internetverbindung gewährleisten, sondern auch die Basis für datenintensive Anwendungen, innovative Geschäftsmodelle und digitale Wertschöpfungsketten darstellen. Mobile Breitbandinfrastruktur ergänzt diese Funktion und kann insbesondere in schlecht mit Glasfaseranschlüssen versorgten Gebieten ein Instrument sein, um die Standortqualität zu sichern und digitale Angebote zugänglich zu machen.
Von einem breitbandigen Internetzugang bzw. einem Breitbandinternetanschluss ist gemäß Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) dann zu sprechen, wenn der Internetanschluss über eine Downloadrate von > 144 kbit/s verfügt.
Der Zugang zu leistungsfähigem Breitband ist Voraussetzung für Homeoffice, digitale Verwaltungsdienste, Telemedizin, Smart Farming, Industrie 4.0 sowie neue Geschäftsmodelle in Tourismus, Handel und Kreativwirtschaft. Auch Bildungseinrichtungen sind auf stabile Verbindungen angewiesen – von der Volksschule bis zur Universität. Die Breitbandinfrastruktur beeinflusst damit direkt die Standortqualität, die Innovationsfähigkeit und die Lebensqualität einer Region. Regionen ohne ausreichende Breitbandversorgung verlieren im Standortwettbewerb und können mit der Dynamik digital transformierter Räume nur schwer Schritt halten.
Versorgungslage: Gigabitfähigkeit regional sehr unterschiedlich ausgeprägt
Österreich hat in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte beim Ausbau des Festnetzbreitbands erzielt. Der Versorgungsgrad mit Festnetzinternet von mindestens 100 Mbit/s lag im ersten Quartal 2025 österreichweit bei 90,1% der Bevölkerung. Die gigabitfähige Versorgung (≥ 1 Gbit/s) erreicht rund 71,4% der Einwohner:innen. Besonders hohe Werte verzeichnen bevölkerungsreiche Bezirke wie Wien, Linz, Graz und Innsbruck – aber auch Dornbirn, Eisenstadt, Mattersburg, Mödling, Neusiedl am See, Rust, Sankt Pölten, Steyr, Waidhofen an der Ybbs und Wels (Stadt) – mit Versorgungsgraden von über 90%. In peripheren Bezirken im Süden Österreichs – etwa in Völkermarkt, Villach Land, Spittal an der Drau, Feldkirchen, Südoststeiermark, Voitsberg und Klagenfurt Land – verfügen hingegen weniger als 30% der Bevölkerung über eine gigabitfähige Festnetz-Internetversorgung.
In der folgenden Grafik können Bezirke und Gemeinden sowie unterschiedliche Bandbreiten für das Festnetzinternet zur Darstellung ausgewählt werden.
Mobile Breitbandnetze stellen eine wichtige Ergänzung zur Festnetzinfrastruktur dar und können insbesondere in peripheren und topografisch schwierigen Regionen die digitale Grundversorgung sichern. Im ersten Quartal 2025 war die Verfügbarkeit mit mobilem Internet von mindestens 100 Mbit/s in Österreich nahezu vollständig erreicht: Der Versorgungsgrad lag bei 99,6% der Bevölkerung. Deutlich geringer fällt jedoch die gigabitfähige mobile Verfügbarkeit (≥ 1 Gbit/s) aus. Österreichweit lag der Anteil der Bevölkerung bei 48,7 %, wobei sich starke regionale Unterschiede zeigen. Wien verzeichnet mit über 90 % den höchsten Anteil. An zweiter Stelle lag das Bundesland Salzburg, allerdings bereits mit einem deutlich geringeren Versorgungsgrad von unter 50%. In Niederösterreich und im Burgenland lag der Anteil sogar unter einem Drittel der Bevölkerung. Neben Wien weisen die Stadtbezirke Linz, Salzburg, Wels, Innsbruck, Graz, Klagenfurt besonders hohe Versorgungsgrade von über 70% auf. Deutlich schlechter stellt sich die Situation in ländlichen Regionen dar. In den Bezirken Völkermarkt, Hartberg-Fürstenfeld, Eisenstadt-Umgebung, Hermagor, Klagenfurt Land und Wiener Neustadt (Land) liegt der Versorgungsanteil mit gigabitfähigem mobilem Breitband bei unter 15%. Das zeigt, dass viele Regionen, die bereits bei gigabitfähigen Festnetzanschlüssen unterversorgt sind, auch beim mobilen Gigabit-Breitband niedrige Versorgungsgrade aufweisen. Dies unterstreicht die strukturellen Herausforderungen eines flächendeckenden Breitbandausbaus insbesondere in peripheren Räumen.
In der folgenden Grafik können Bezirke und Gemeinden sowie unterschiedliche Bandbreiten für das Mobilfunknetz zur Darstellung ausgewählt werden.
Unter diesem Link finden Sie den Breitbandatlas.
Diese regionalen Unterschiede sind Ausdruck mehrerer Faktoren: Zum einen profitieren urbane Zentren von höheren Bevölkerungsdichten und damit besseren wirtschaftlichen Ausbauanreizen. Zum anderen erschweren topografisch anspruchsvolle Lagen und längere Anschlussstrecken in ländlichen Regionen den Ausbau und erhöhen die Kosten. In dünn besiedelten Gebieten ist der Ausbau vielfach nur über Förderprogramme finanzierbar. Unterschiede – gerade zwischen peripheren Regionen – sind damit auch von regionalen Förderbedingungen geprägt.
Glasfaser als Rückgrat der Gigabitgesellschaft
Der langfristige Bandbreitenbedarf wächst stetig. Neben der Nutzung in Privathaushalten wie Streaming, Homeoffice oder Gaming sind es vor allem Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Forschungseinrichtungen, die auf stabile und symmetrische Verbindungen angewiesen sind. Anwendungen wie Cloud Computing, hochauflösende Sensorik, industrielle Produktionsprozesse und vielfach auch KI erfordern gigabitfähige Netze mit geringer Latenz und hoher Ausfallsicherheit. Mobilfunktechnologien wie 5G ergänzen diese Infrastruktur.
Detaillierte Daten zum IKT Einsatz in Haushalten sowie zum IKT Einsatz in Unternehmen finden sich bei Statistik Austria.
Regionale Disparitäten und ihre wirtschaftlichen Folgen
Die ungleiche Breitbandversorgung verstärkt bestehende Disparitäten. Regionen mit schlechter Anbindung verlieren langfristig an Standortattraktivität für Unternehmen, Fachkräfte und junge Menschen. Für viele Betriebe bedeutet fehlende Glasfaseranbindung Wettbewerbsnachteile, für Haushalte mitunter eingeschränkte Teilhabe an der digitalen Transformation. Auch öffentliche Verwaltung, Gesundheitsdienste und Bildungseinrichtungen sind auf stabile und leistungsfähige Netze angewiesen. Mobile Breitbandversorgung kann hier als stabilisierendes Element wirken, indem sie periphere Regionen an die digitale Wirtschaft anbindet.
Regionale Disparitäten wirken sich auch auf Mobilität, Arbeitsmarkt und Innovationsdynamik aus. Regionen mit guter Breitbandversorgung können leichter neue Arbeitsplätze schaffen, Homeoffice ermöglichen, Unternehmensansiedlungen anziehen und digitale Dienstleistungen entwickeln. Periphere Regionen mit geringer Versorgung laufen hingegen Gefahr, in eine digitale Peripherie abzurutschen.
Implikationen für Raumplanung, Standortpolitik und Infrastrukturförderung
Breitband ist heute weit mehr als technische Infrastruktur – es ist ein möglicher Hebel für Wirtschafts-, Arbeitsmarkt-, Innovations- und Regionalentwicklungspolitik. Für die Raumplanung bedeutet dies, dass neue Siedlungs- und Gewerbestandorte auch unter Berücksichtigung der Breitbandversorgung entwickelt werden sollten. Auch bestehende Standorte müssen infrastrukturell aufgewertet werden, um Wettbewerbsfähigkeit und Lebensqualität zu sichern.
Für Regionen eröffnet eine leistungsfähige Versorgung mit Breitbandinternet, insbesondere der Glasfaserausbau, Chancen zur Standortaufwertung bzw. zur Absicherung der Standortattraktivität, es ist vielfach eine Voraussetzung für die Ansiedlung neuer Betriebe und zur Stärkung regionaler Innovationsökosysteme. Für Politik und Verwaltung sind strategisch eingesetzte Fördermittel, interkommunale Kooperationen und offene Netzinfrastrukturen entscheidend, um flächendeckende Versorgung sicherzustellen.
Datenquelle und Methodik
Dieser Indikator wurde im November 2025 erstellt. Die Daten zur Breitbandverfügbarkeit stammen aus dem Breitbandatlas und stehen auf data.gv.at zur Verfügung. Der Breitbandatlas fungiert als zentrale Informationsplattform auf Bundesebene hinsichtlich der Breitbandverfügbarkeit in Österreich. Enthalten sind unter anderem Daten zur festen und mobilen Breitbandverfügbarkeit. Der aktuelle Stand für diese Quelle ist der 09.09.2025. Die Daten zur Bevölkerung auf 100 x 100 m Rastereinheiten stellt Statistik Austria mit Stand 02.10.2025 über inspire.gv.at zur Verfügung. Die Daten zur Internetnutzung stammen aus der Europäischen Erhebung über den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in Haushalten und bei Personen der Statistik Austria. Der aktuelle Datenstand ist der 23.10.2025.